Workshops zum Übergangsmanagement vom Vollzug in die Freiheit

von Fredi Gut

Bukarest, 14.-16.November 2017
Thomas Wüthrich, Manfred Flühmann und Roger Hofer sind am Sonntag, 12. November 2017 nach Bukarest geflogen und wurden herzlich von Mihai Popescu, dem Präsidenten von GRADO, am Flughafen empfangen. Die Zimmer wurden im Hotel RIN Central bezogen, welches gleichzeitig auch das Seminarhotel für die kommenden Tage war.

Am Montag, 13. November 2017 fand eine zweistündige Sitzung mit einer rumänischen Delegation und uns drei Schweizern statt. Dabei ging es um die bisherige Projektdurchführung und um die Planung sowie Koordination zwischen VEBO und GRADO für die Aktivitäten im Jahre 2018.

Am Dienstag, 14. November 2017 startete dann um 09 00h der dreitägige Workshop. Es waren über 30 Sozialarbeitende anwesend. Der grösste Teil dieser Fachpersonen kam aus einem der drei Gefängnisse Colibasi, Margineni oder Jilava, aus denen monatlich durchschnittlich 100 Gefangen entlassen werden. Die anderen Teilnehmenden kamen aus staatlichen oder privaten Organisationen und Institutionen, welche in unterschiedlichster Form und Intensität mit der Zielgruppe, der aus dem Gefängnis Entlassenen arbeitet. Dies kann zum Beispiel in den Bereichen der beruflichen Qualifikation oder der Arbeitssuche sein, aber auch in Form von finanziellen oder beraterischen sozialen Dienstleistungen.

Mihai Popescu eröffnete den Workshop und stellte die Ziele dieser drei Tage vor. Es ging dabei hauptsächlich um einen ersten Kontakt für den Aufbau eines Netzwerks zwischen intra- und extramuralen Fachstellen. Diese Vernetzung soll zukünftig zu einem nahtloseren Übergangsmanagement vom Vollzug in die Freiheit führen, um die Resozialisierung der Entlassenen zurück in die Gesellschaft zu unterstützen.

Alle drei Tage waren ähnlich aufgebaut. Es gab Referate von Roger Hofer (1. Referat: Vollzug und Progressionsstufen in der Schweiz, 2. Referat: Fallführung und Rückfallpräventive-Fallführung,  3. Referat: Übergangsmanagement aus verschiedenen Blickwinkeln, 4. Referat: Angehörigenarbeit) mit anschliessenden Diskussionen dazu. Danach wurde in Gruppen von jeweils 4-8 Teilnehmenden an verschiedenen Themen zum Übergangsmanagement gearbeitet, die Resultate dem Plenum vorgestellt und gemeinsam darüber diskutiert.

Nebst der Gastfreundschaft ist Roger Hofer das hohe Engagement einzelner Sozialarbeitenden aufgefallen. Im Vergleich zu schweizerischen Verhältnissen ist die Soziale Arbeit in diesem Bereich personell und wahrscheinlich auch finanziell eher unterdotiert (eine Teilnehmerin berichtet z.B., dass sie bis vor fünf Jahren alleine für 700 Insassen zuständig gewesen sei und jetzt doch fünf Sozialarbeitende diese Betreuung übernähmen). Trotzdem war an diesen drei Workshopt-tagen einerseits ersichtlich, wie viel professionelle Anstrengungen seitens der Sozialarbeitenden da sind, den Übergang in die Freiheit für das Individuum möglichst optimal vorzubereiten. Dies zeigte sich u.a. bei den Präsentationen der jeweiligen Gruppenarbeiten im Plenum. Hier kam zum Vorschein wieviel Arbeit auf die Entlassung hin für die Klientel betrieben wird. Andererseits zeigte sich das hohe Engagement auch an den Fragen und dem Interesse betreffend den Referaten von Roger Hofer. Aus seiner Sicht fand eine aktive, offene und realistische, also auf ihren Kontext angepasste Auseinandersetzung mit den Referatsinhalten statt. Gemäss Mihai Popescu habe eine aktive Auseinandersetzung auf gleicher Augenhöhe zwischen den Teilnehmenden und Roger Hofer stattgefunden. Sehr erfreulich für ihn war auch, dass Cristina Teoroc, Leiterin des internen Sozialdienstes, ihm ermöglichte am Freitagmorgen das Gefängnis Jilava zu besichtigen.

Roger Hofer, Dez. 2017